Ich bin Legende
Hmm, hmm, hmm.
Literaturverfilmungen sind ja immer so eine Sache…
Werden sie dem Buch gerecht? Leiden sie unter den Kürzungen? Bleibt die Handlung erhalten?
Zuerst mal eine grundsätzliche Frage, die ich mir selbst gerade stelle:
Ist dieser Film eine Literaturverfilmung oder basiert er nur auf einem Buch, was ist da der Unterschied?
Wikipedia hilft da nicht wirklich weiter:
Ich verstehe diesen Satz nicht, kann also im Endeffekt nicht sagen, ob “I Am Legend” eine Literaturverfilmung ist oder nicht.
Auf jeden Fall handelt es sich bei dem Film mit Will Smith um eine Adaption des 1954 erschienenen Science-Fiction-Romans von Richard Matheson, einem amerikanischen Schriftsteller, seinem Erstlingswerk. Er lieferte danach noch selbst einen Menge Drehbücher(u.a. Duell; Der Morgen danach) und weitere literarische Vorlagen, zum Beispiel für Joel Schumachers “Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K.”.
Das Buch wurde vorher schon zwei Mal adaptiert, 1964 als “The last Man on Earth” mit Vincent Price und 1971 unter dem Namen “Der Omega-Mann” mit Charlton Heston in der Hauptrolle.
Zu diesen beiden Verfilmungen kann ich allerdings nichts sagen, k.A. ob ich die schon mal gesehen habe, möglich wäre es…
Das Buch selbst habe ich schon einige Male gelesen und werde es in den nächsten Tagen noch mal lesen, da das letzte Mal schon einige Jahre zurück liegt.
Wozu ich aber meine Meinung abgeben kann, sind die obengenannten Fragen…
- Wird die Verfilmung dem Buch gerecht?
- Leidet sie unter den Kürzungen?
- Bleibt die Handlung erhalten?
Zu Punkt 1:
Nicht wirklich, es wird zwar am Anfang ein wirklich gelungener Spannungsbogen erzeugt, in der 2. Hälfte wird die Spannung aber doch vernachlässigt und durch Action ersetzt. Auf die netten Psychospielchen der Verwandelten/Infizierten wird überhaupt nicht eingegangen, sieht man mal von der Falle mit “Fred”, die es in der Form im Buch allerdings nicht gibt, ab…
Punkt 2:
Eigentlich wären keine Kürzungen nötig, das Buch ist nicht allzu lang.
Und dem ist auch so. Merkwürdigerweise gibt es in dem Film mehr und andere Handlung als im Buch… Ich frage mich aber wirklich, ob der Drehbuchautor das Buch auch wirklich gelesen hat…???
Punkt 3:
Wie unter 2 schon erwähnt, gibt es eine komplett andere Handlung. Und die wird wohl auch erhalten bleiben…?
Keine Ahnung, was man davon halten soll…
Wahrscheinlich läuft das unter “künstlerische Freiheit”, die beiden anderen Verfilmungen scheinen ja auch in etlichen Punkten von der Vorlage abzuweichen.
Der Film selbst bietet nicht mehr als durchschnittliche Standardkost, die meisten Kritiker sehen das wohl ähnlich.
Die auf Wikipedia erwähnten Kritiken sind scheinbar von einem Fan ausgesucht worden, ich habe auf allen von mir frequentierten Filmseiten nur durchschnittliche Wertungen gelesen.
Schade, daß die Spannung vom Anfang nicht gehalten wird. Über die Darstellung der Verwandelten/Infizierten sollte man aber gnädig den Mantel des Schweigens hüllen…
Ob Will Smith die ideale Besetzung ist, darüber läßt sich natürlich streiten, ich zumindest muß immer schmunzeln, wenn er ein ernstes Gesicht macht, jener “Der Prinz von Bel-Air”-Effekt sitzt einfach zu tief(man muß sich nur mal daran erinnern, wie es war, als man die Serie in den 90ern zum ersten Mal gesehen hat). Dann noch ein Gedanke an “Independence Day” oder “Men in Black” und ich habe ein Grinsen im Gesicht. Da kann er noch so sehr versuchen ein ernstes Gesicht zu machen. :D
Ansonsten ist seine Leistung ganz ok, könnte aber noch einen Tick mehr Verzweifelung oder Resignation gebrauchen.
Das verlassene New York ist ähnlich gut gelungen wie das London in “28 Days Later” und somit recht eindrucksvoll.
Man entdeckt eh’ mehr Parallelen zu “28 Days later” als zu dem Buch, fällt mir gerade auf…
In diesem Vergleich geht “I Am Legend” allerdings unter und wirkt wie eine jugendfreie Version jenes Films.
Worauf sich FSK 16 bezieht, kann ich nicht nachvollziehen… Naja, evtl sind jüngere Zuschauer noch schreckhafter…
Der Film kommt aber im ganzen ohne brutale Szenen und Gemetzel aus, und im TV wird oft schon im Tagesprogramm brutaleres geboten.
Nach dem Film habe ich übrigens erst mal wieder das “Exodus”-Album von Bob Marley ‘rausgekramt… ;)
Das Fazit fällt mir recht schwer, einerseits ein sehr gutes Buch, andererseits ein durchschnittlicher Film, der allerdings vor grandioser Kulisse spielt…
Ich glaube, ich kann mich so gerade eben zu 3 Schnittern entschließen, um ihn ein wenig über dem Durchschnitt anzusiedeln…
Da darf ich aber nicht länger drüber nachdenken…
Also:
(Mit ach&krach!)
Evtl sollte ich das Bewertungssystem überarbeiten und als Bestnote 6 Reaper einführen?
Neee, 5 müssen reichen, mit der 0er Wertung sind’s ja eigendlich auch 6!
PS:
ACHTUNG, SPOILER!!!
Der Hund hätte imho in keinster Weise infiziert werden und sterben müssen!
Warum ist Smith/Neville so lahm gekrochen??? Immerhin stand sein Leben auf dem Spiel!
Kurz vor der Attacke konnte er ja dann doch aufstehen und nach der Attacke, als sein Leben nicht mehr in Gefahr war, hat er den Hund getragen!
Wann entwickelt man wohl mehr Adrenalin und kann Schmerzen wegstecken? Wenn das Leben in akuter Gefahr ist oder erst wenn die Gefahr überstanden ist?! :rolleyes:
Außerdem war es doch nur ein Messerstich, nicht mal was gebrochen oder so. Und er war selbst schuld, er hätte das Messer ja auch zur Seite werfen können.
Was hat sich der Drehbuchautor dabei bloß gedacht? Im Buch kommt das alles nämlich nicht vor…
Wahrscheinlich sollte uns das den Verlust seiner letzten Bezugsperson näher bringen, ich hätte es aber wirklich lieber gesehen, wenn der Hund mit der Frau und dem Jungen überlebt hätte, wenn es schon ein Happy End geben muß, im Gegensatz zum Buch.
Man hätte ja mehr auf den Tod seiner Familie eingehen können, mit einer kleinen depressiven Zwischenszene oder so, und dafür den Hund überleben lassen können.
Ok, besser wäre der Film dadurch auch nicht geworden und man hätte sich einen anderen Grund für seine(dämliche) Racheaktion ausdenken müssen…
Aber das zeigt uns doch, das es mit dem Drehbuch nicht weit her ist, oder?